subject: Zeitgenssischer Sprengsatz [print this page] Nur ein paar Tage ist es her, da sprte man bei den internationalen Auktionshuser ein gewisses Bangen um ihr Herbstgeschft. Zu bestrzend war der Auftakt der Versteigerungen mit Christies Impressionist and Modern Art Sale in New York am 1. November verlaufen (artnet Bericht), bei der rund ein Drittel der angebotenen Spitzenwerke keine Kufer fand. Zu hohe Schtzpreise oder Eurokrise? Immer noch spekuliert man ber die Grnde fr die Schlappe, zumal die nachfolgenden, thematisch identischen Auktionen beim Konkurrenten Sothebys wesentlich besser anliefen. Sptestens seit Mitte dieser Woche darf man sich bei den Giganten der Auktionsbranche jedoch wieder zurcklehnen und entspannen: Ergebnisse wie die der ebenfalls in New York abgehaltenen, zeitgenssischen Auktionen hat es schon seit drei Jahren nicht mehr gegeben.
Phillips de Pury & Company - 7. November
Den Auftakt der Woche der starken Zeitgenossen bildete die Auktion am 7. November bei Phillips de Pury & Company. Das Unternehmen gehrt mit einem Ergebnis von rund 71,3 Millionen US-Dollar bei 37 von 44 versteigerten Losen und damit 84 Prozent Erfolgsquote lngst zu den Groen der Branche, auch wenn Beobachter der Auktion skeptisch bleiben: Fr eine groe Anzahl der Lose schien sich nur jeweils ein einziger Bieter zu interessieren, merkwrdigerweise immer unsichtbar fr das Publikum, bei einem Mitarbeiter von Phillips am Telefon. Ein Zeichen fr eventuell vorab geschlossene Verkaufsgarantien? , so Rachel Corbett, die fr artnet die Auktionen in New York beobachtete und in den Vorgngen eine Verschleierung ganz gewhnlicher Nichtverkufe wittert. Cy Twomblys nicht betiteltes Gemlde mit roten Loopings von 2006 ging fr das am Abend hchste Ergebnis von rund 9 Millionen US-Dollar an einen von Michael McGinniss betreuten Telefonbieter und blieb damit im Rahmen seiner Schtzung. Der weltweite Zeitgenossenchef bei Phillips hatte auch den Bieter am Apparat, der kurze Zeit darauf dazu bereit war, fr Andy Warhols Nine Gold Marilyns von 1980 rund 7,9 Millionen US-Dollar auf den Tisch zu legen, bei leichter Steigerung der dafr zuvor veranschlagten 7 Millionen US-Dollar. Maurizio Cattelan, der soeben seinen Rcktritt als Knstler gro im New Yorker Guggenheim zelebriert, war mit seiner Arbeit Frank and Jamie in Dreierauflage von 2002 vertreten, die ebenfalls an einen Bieter am Telefon fr 2,3 Millionen US-Dollar versteigert werden konnte. Mehrmals schon ist man Cattelans auf dem Kopf stehenden Polizisten in Auktionen begegnet, zuletzt waren sie vor einem Jahr fr 1,6 Millionen US-Dollar versteigert worden.
Zum ausfhrlichen Bericht von Rachel Corbett
Christies 8. November
Auktionator Christopher Burge, vor wenigen Tagen noch verzweifelt auf der Suche nach Bietern fr das exquisite Angebot der Impressionisten und Modernen bei Christies, drfte nach den Auktionen zeitgenssischer Kunst mehr als aufgeatmet haben: 91 Lose hatte er am 8. November an den Bieter zu bringen. 82 verkauften sich schlielich, ein Ergebnis von 90 Prozent, bei einem Gesamtergebnis von 247,6 Millionen US-Dollar, an dem Leonardo di Caprio fr manchen Beobachter stummes Highlight der Auktion nicht beteiligt gewesen sein drfte: Er verlie den Saal filmreif nach der Hlfte der Aufrufe, ohne auch nur einmal die Hand gehoben zu haben. Den wahren Hhepunkt der Veranstaltung bildete aber Roy Lichtensteins I Can See the Whole Room! and Theres Nobody in It!, die Darstellung eines durch ein Guckloch blickenden Mannes von 1961. 1988 bereits schon einmal im Angebot eines Auktionshauses, hatte das Gemlde damals 2 Millionen US-Dollar eingebracht.