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subject: Glanzlicht Auf Afrika [print this page]


Drei Tage braucht der Jeep von Addis Abeba bis in das Flusstal des Omo. Die Strecke misst nur tausend Kilometer, doch katastrophale Straenbedingungen, beiende Hitze und unvorhersehbare Ereignisse machen die Autofahrt zu einer unkalkulierbaren Expedition. Als der sterreichische Fotograf Mario Marino in diese Region aufbrach, war es ein unerwarteter Wolkenbruch, der sein Vorhaben beinahe gestoppt htte. Der 44-Jhrige, der ber zwei Jahrzehnte professionelle Erfahrungen im Galeriebetrieb und Kunsthandel gesammelt hat und auf eine erfolgreiche Periode als Auftragsfotograf fr Werbung und Mode zurckblickt, beherrscht die Spielregeln, Strategien und Vernetzungen des Marktes. Mit seinem Afrika-Projekt wechselt er erstmalig die Seiten und vermarktet sich selbst als Knstler. Dass ihm dies vortrefflich gelingt, zeigt die Berliner Galerie Brockstedt mit ihrer aktuellen Ausstellung Faces of Africa.

Marino suchte nach archaischen Riten, kulturellen Ursprngen und inter-ethnischen Codierungen, die sich hier, im Sden thiopiens, in einer einzigartigen Vielfalt erhalten haben. Ethnologen orten das Gebiet als Wiege der Menschheit und fhlen sich durch den 2003 gemachten Fund von drei 160.000 Jahre alten Menschenschdeln in ihrer Recherche besttigt. Das hat die Tourismus-Branche hellhrig gemacht und Reiseveranstalter vermarkten die Gegend inzwischen als lebendiges Museum. Billigkleidung, Plastikmll und Alkoholmissbrauch breiten sich aus und es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch diese noch intakten Kulturen der Vergangenheit angehren. Marino nahm diese existenziellen Vernderungen als Impuls und entwickelte ein Afrika-Projekt, das sich in drei Werkgruppen ber mehrere Jahre mit Ethnien aus thiopien, Kenia und Tansania beschftigt. Im Flusstal des Omo, dem ersten Abschnitt seines ambitionierten Vorhabens, suchte er sieben Volksgruppen auf, whlte seine Protagonisten auf Straen und Mrkten aus und stellte sie in ihrem alltglichen Habitus vor die Kamera. Individualitt und ethnische Verwurzelung waren seine Auswahlkriterien, doch vor allem, so sagt er, faszinierte ihn der unverbrauchte und von den Medien noch unberhrte Blick, den ihm die Menschen entgegen brachten. Die Fotos entstanden unter improvisierten, Jahrmarktsbuden-zauberhnlichen Produktionsbedingungen. Oft sah sich Marino umringt von einer neugierigen, erregt gestikulierenden Menschentraube, sodass er die Linie zwischen seinem Objektiv und der zu portrtierenden Person nur mhsam frei halten konnte.

Die Ausstellungsmacher prsentieren siebenundvierzig Schwarz-Wei-Portrts in unterschiedlichen Formaten und drei farbige Prints. Es sind Abbilder von Menschen mit wei getnchten Gesichtsmasken und wellenfrmigen Krperbemalungen, floralen, filigranen Haargestecken, breiten Perlen- und Muschelketten und beeindruckenden Schmucknarben und Brandings. Marino hat furchteinflende Mursi-Krieger fotografiert, die, mit einem blau karierten Wickeltuch bekleidet, stolz, skeptisch und erhaben in die Kamera blicken und ihre Lanze und Kalaschnikow wie eine Trophe der Unbesiegbarkeit in den Hnden halten. Er hat ein Mdchen getroffen, das eine Blumenvase auf dem Kopf balanciert, um so nach Stammestradition seine Reife zu demonstrieren, und ist den sehnig-trainierten Jgern vom Stamm der Tsimaw begegnet, die ihre Tieropfer bis zur Erschpfung hetzen und fr das Foto selbstbewusst ihre Narben zur Schau stellen.

by: aarenbrowns




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