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subject: Brutal Trifft Banal [print this page]


Auf einem riesigen Prunkwagen wurde im Juli 1937 in Mnchen ein Modell vom Haus der Deutschen Kunst vorgefhrt. Den Rahmen bildete ein von den Nationalsozialisten initiierter Festumzug anlsslich der dreitgigen Feierlichkeiten unter dem Titel Tage der Deutschen Kunst. Das Modell war beileibe kein leeres Versprechen das Haus der Deutschen Kunst war schon schlsselfertig und wurde von Adolf Hitler am Schlusstag der politischen Kulturfeier eingeweiht. Kunst ist eine erhabene und zum Fanatismus verpflichtende Mission prangte als Motto ber dem Haupteingang der von Paul Ludwig Troost erbauten Heimstatt der deutschen Kunst. Anlsslich der Inbetriebnahme des neuen Museums wurde am 18. Juli 1937 die Groe Deutsche Kunstausstellung (GDK) erffnet. Hitler unterstrich in seiner Erffnungsrede die Bedeutung der Schau: Mit der Erffnung dieser Ausstellung aber hat das Ende der deutschen Kunstverwirrung und damit der Kulturvernichtung unseres Volkes begonnen. Wer in Folge wen vernichten sollte, wurde schon einen Tag spter sichtbar: Unweit des neuen Hauses erffnete die perfide NS-Propagandaschau Entartete Kunst mit Werken von circa 650 deutschen Knstlern, deren Werk den nationalsozialistischen Vorstellungen entgegen liefen. Kunstverwirrt waren offenbar vor allem die Nazis selbst: Sichtbar zur Schau gestellt in den Groen Deutschen Kunstausstellungen (GDK), die bis einschlielich 1944 jhrlich, ber Monate hindurch, im Haus der Deutschen Kunst stattfanden.

NS-Kunst? Die ist seit der Nachkriegszeit bis heute in weiten Teilen im Halbdunkel auch des kunsthistorischen Interesses geblieben. Wer wollte sich schon systematisch mit den politisch aufgeladenen, banal-bsen Bildwelten dieser Zeit auseinandersetzen? Trotz einiger Forschungsanstrengungen dominiert bis heute eine ungute Mystifizierung dieser Gattung so Iris Lauterbach vom Zentralinstitut fr Kunstgeschichte (ZI) in Mnchen. Zusammen mit ihrem Institutskollegen Christian Fuhrmeister hatte sie die Idee, den Entmystifizierungsprozess der NS-Kunst einzuleiten. Zurckgreifen konnten beide Wissenschaftler auf das Archiv des eigenen Hauses: Im ZI befand sich nicht nur ein Konvolut von sechs Fotoalben, das die GDK der Jahre 1938 bis 1943 fotografisch dokumentierte, sondern man konnte auch auf sogenannte NS-Archiv in der Photothek des ZI zurckgreifen und damit insgesamt auf immerhin ber 2000 Raumaufnahmen aus der Zeit der Ausstellungen. Ein schlielich von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziertes Projekt bezog zwei wichtige Kooperationspartner und ihre relevanten Bestnde mit ein: 18 Kontenbcher des Hauses der Kunst, die die Verkufe auf den GDKs verzeichneten sowie 666 Werke, die zwischen 1937 und 1944 ausgestellt waren, und sich mittlerweile im Besitz des Deutschen Historischen Museums Berlin befinden.

Nach zwei Jahren Forschungsarbeit lsst sich das Ergebnis der Anstrengungen nun seit Kurzem im Internet betrachten: die GDK Research Bilddatenbank und Forschungsplattform zur Groen Deutschen Kunstausstellung und zur Kunst des Nationalsozialismus ist fr jedermann frei im Internet zugnglich. Zentrale Quellenbestnde sind hier verknpft worden: die oben erwhnte Ausstellungsdokumentation, digitalisierte Kataloge, zahlreiche weitere Fotografien sowie nicht zuletzt archivalische Informationen (wie etwa Kaufdetails) und biographische Daten.

by: aarenbrowns




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