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subject: Ausgetanzt [print this page]


Manchmal muss ein Auktionator das Aufrufen der Lose schneller vornehmen, als ihm lieb wre. Und so verhie die rasche Geschwindigkeit

der Bietaufforderungen auf den ersten New Yorker Herbstauktionen bei Christies am vergangenen Dienstag, den Impressionisten und der

modernen Kunst gewidmet, denn auch keine guten Nachrichten: Bei einem Gesamtumsatz von 140,7 Millionen US-Dollar fanden von 82

angebotenen Losen nur 51 einen neuen Eigentmer das entspricht einer Quote von 62 Prozent. Im Klartext heit das: Mehr als ein

Drittel der Stcke fand gar keinen Kufer. Nach dem bereits im Mai dieses Jahres wenig begeisternden Gesamtergebnis von 156 Millionen

US-Dollar in der entsprechenden Auktion, bedeutet der Erls eine weitere Ernchterung fr die Sparte.

Auch Los 18, die berhmte Bronze Petite danseuse von Edgar Degas, 2000 bei Sothebys London fr 11,5 Millionen und erst im Jahr 2009

in einem anderen Abguss fr 18,8 Millionen US-Dollar verkauft, gefiel niemanden zum dem doch recht hohen oberen Schtzpreis von 35

Millionen US-Dollar. Da half es auch nicht, dass Christies seinen erfahrenen Vorzeigeauktionator Christopher Burge an den Start

gebracht hatte. Der legte zunchst eine kleine Kunstpause ein, bevor er das Bietgefecht erffnete: 15 million to start, 16 million,

17 million, 17.5 million, 18 million, 18.5 million against you, 18.5 million, 19 million on the phone, no? What is it then, 18.5

million, not yours, last chance, fair warning. The hammer comes down and. . . . Kein einziges Gebot. Die zwischen 1878 und 1818

entstandene Bronze ging zurck an ihren Einlieferer.

Und so ging es denn auch weiter. Tapfer schlug sich Burge von Los zu Los, doch so recht wollte keine Kaufstimmung aufkommen. Selten

sah man eine qualitativ so hochwertig besetzte Auktion mit derartig vielen Rckgngen. Waren die Schtzungen zu hoch gesetzt, die

Einlieferer in ihren Erwartungen zu raffgierig oder alle einfach zu optimistisch? Mit der Krise des Euro habe das Ganze jedenfalls

nichts zu tun gehabt, versicherte Conor Jordan, Experte bei Christies, nach der Auktion. Viele der Kufer seien Europer und der

Rest der Klientel so international, dass Derartiges keine Rolle spiele.

Dennoch wollten weitere Toplose einfach nicht ber den Tisch gehen: Ob nun das 1942 entstandene, Gemlde La robe violette von Henri

Matisse fr geschtzte 4 bis 6 Millionen US-Dollar oder Maurice de Vlamincks dynamischere Soleil dhiver, geschtzt auf 5 bis 7

Millionen US-Dollar, Pablo Picassos kleinformatiges Portrt von Marie-Thrse Femme endormie von 1935 fr 12 bis 18 Millionen

US-Dollar oder Alberto Giacomettis Femme de Venise von 1956/57 zu 10 bis 15 Millionen US-Dollar: Nichts ging mehr. Ganze sieben Werke

von Picasso fanden keine Kufer. Ein Los des Knstlers jedoch bahnte sich seinen Weg doch noch durch den Dschungel der Nichtverkufe:

Das Portrt Dora Maars, La femme qui pleure I von 1937, entstanden als Kombination aus Radierung, Zeichnung und Aquatinta, verkaufte

sich fr sagenhafte 5,1 Millionen US-Dollar. Die Arbeit stammt aus einer 15er-Auflage und wurde von einem wichtigen mexikanischen

Sammler eingeliefert. Ein Rekordpreis fr Drucke des Knstlers bei gleichzeitiger Verdopplung des oberen Schtzpreises.

Christies zweiten Triumph des Abends bildete der Verkauf von Der gestohlene Spiegel entstanden 1941 aus Max Ernsts Hand. Die

vertrumte Landschaft mit zwei Figuren, die mutmaliche Abbildungen von Ernsts Geliebten Leonora Carrington und Gala luard, ist

einem Gemlde The Attirement of the Bride aus der Sammlung Peggy Guggenheims sehr hnlich. Drei Telefonbieter schlugen sich um das

preislich mit 4 bis 6 Millionen US-Dollar vollkommen unterschtze Gemlde verkauft wurde es fr mehr als 16,3 Millionen US-Dollar

an einen europischen Privatsammler. Auch dies ein Rekord fr Werke des Knstlers.

by: aarenbrowns




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